Fremdgehen – Fehltritt oder Normalität ?

Die Monogamie ist ein Konstrukt, das besagt, dass jeder Mensch auf Dauer genau einen Partner haben sollte. Das wird gesellschaftlich besonders in christlich geprägten Staaten häufig so praktiziert. Umgekehrt gilt es als Betrug und als Fremdgehen, wenn man sexuelle oder generell körperliche Kontakte mit anderen Menschen als seinem Partner austauscht, die auf Intimität abzielen. Doch wo genau fängt das Fremdgehen an und was ist eher noch als harmlos zu betrachten? Und warum gehen viele Menschen fremd, obwohl sie eigentlich wissen, dass sie einen Partner haben und es gesellschaftlich verpönt ist? Diese und weitere Fragen soll der folgende Ratgeber beantworten.

Fremdgehen: die Frage der Definition

Besonders spannend ist die Frage, wo Fremdgehen anfängt. Das Enttäuschende gleich zuerst: Diese Frage lässt sich nicht allgemein beantworten. Es hängt letztlich von der Definition des einzelnen ab. Das ist zwar keine sonderlich präzise Antwort, aber immerhin lassen sich zumindest ungefähre Grade des Fremdgehens festlegen. Wer für sich wo die Grenze setzt, ist dann individuell.

Fremdgehen: Sexualität und Intimität

Die am häufigsten gezogene Grenze ist die sexueller Natur. Das bedeutet, dass Fremdgehen da anfängt, wo der sexuelle Kontakt mit jemand anderem als dem Partner anfängt. Diese Grenze ist in vielen Fällen tatsächlich eine allgemeingültige Definition dessen, was als Fremdgehen betrachtet wird. Wenn man sagt, dass der Partner fremdgegangen ist, denkt jeder sofort, dass er mit einer anderen Person geschlafen hat. Doch nicht zwangsläufig handelt es sich dabei um eine Grenze, die auch tatsächlich gesetzt wird. In manchen Fällen einigen sich Partner auch darauf, eine offene Beziehung zu führen. Dann ist auch der körperliche Betrug schwerer möglich. Ganz selten einigt man sich sogar auf bestimmte Sexualpraktiken, die nicht mit anderen Partnern ausgeführt werden dürfen. Die Frage der Definition ist also auch hier vom Einzelfall abhängig. Übrigens gilt das auch in die andere Richtung. In den meisten Fällen fängt Fremdgehen auch schon bei oraler oder manueller Befriedigung durch eine andere Person als den Partner an, manche Menschen können bereits einen Kuss mit jemand anderem nicht verzeihen.

Fremdgehen: die eigene Vorstellung

Selbstbefriedigung ist etwas, das für die meisten Menschen einen relativ großen Stellenwert hat – wenn sie Single sind, aber auch in Beziehungen. Nicht immer kann die Liebesfrequenz erreicht werden, die ein Partner begehrt, und auch nicht immer ist der Partner da, wenn einen gerade das Verlangen überkommt. Entsprechend natürlich und auch normal ist es, dass sich Partner selbst in Beziehungen noch selbstbefriedigen. Allerdings stellt auch das gegebenenfalls bereits für den einen oder anderen Menschen einen Betrug dar. Besonders das weitverbreitete Schauen von pornografischen Filmen oder Videos sowie das Denken an andere Personen bei der Befriedigung werden manchmal als Kränkung empfunden. Das liegt daran, dass man sich nicht als einziger Mensch begehrt fühlt und das mit seinem Selbstwertgefühl nicht vereinbaren kann.

Fremdgehen: Emotionen

Eine weitere Definition beziehungsweise ein Startpunkt für das Fremdgehen ist die, dass Fremdgehen bereits im Kopf anfängt. In den seltensten Fällen ist damit einfach platt gemeint, dass man daran denkt, mit jemand anderem zu schlafen. Vielmehr geht es darum, dass man emotional bei seinem Partner bleibt. Schwierig wird es genau dann, wenn man anfängt, sich in eine andere Person zu verlieben. Genau in dieser Hinsicht ist der Seitensprung nämlich auch möglich, ohne überhaupt in irgendeiner Weise körperlich tätig zu werden. Der Betrug besteht darin, dass man sich emotional auf jemand anderen einlässt und damit quasi die eigene Beziehung infragestellt. Ob es nun zu einer Trennung kommt, ist unklar. Wichtig ist, dass die eigene Beziehung durch die Verbundenheit zu einer anderen Person enden kann.

Fremdgehen: Fehltritt oder Normalität?

Gesellschaftlich hat sich der Seitensprung zu einem Verhalten entwickelt, das allgemein verurteilt wird. Dennoch kommt es in vielen Fällen und Situationen vor, dass ein Partner den anderen betrügt. Doch woran liegt das eigentlich, wenn doch jeder weiß, dass dies ein absolut unerwünschtes Verhalten ist? Dafür ist es wichtig zu wissen, dass die monogame Beziehung ein gesellschaftliches Konstrukt ist, das vor allem durch den christlichen Glauben geprägt wurde. Sowohl die alten Griechen als auch Römer hatten Sex mit unterschiedlichen Menschen, teils sogar Kindern. Und auch in einigen arabischen Ländern ist die Polygamie selbst heute noch weit verbreitet.

Dass es so ist, hat einen evolutionsbiologischen Hintergrund. Der Mensch ist im Interesse seiner eigenen Fortpflanzung nämlich gar nicht so gepolt, ein Leben lang nur einem einzigen Partner treu zu bleiben. Das bedeutet, dass Treue zwar ein gesellschaftlich wünschenswertes Ideal ist, aber es eigentlich ausgeschlossen ist, dass das jeder für sich schafft. Der Trieb ist manchmal einfach größer als die gesellschaftliche Moralvorstellung. Im Zusammenhang mit dem Fremdgehen ist der Trieb dabei häufig ein sehr negativ besetzter Begriff. Wenn man es allerdings einmal völlig rational betrachtet, handelt es sich dabei um unsere Urinstinkte, die uns über viele Jahrtausende das Überleben gewährleistet haben. Daher ist es gar nicht möglich, diese innere Veranlagung völlig auszuschalten.

Auch die oben angesprochene Verliebtheit ist etwas, das nicht bewusst geschieht. Diese ist wahrscheinlich am schmerzhaftesten, weil sie einem gegebenenfalls die Möglichkeit nimmt, selbst zu entscheiden, wie die Beziehung weiterläuft. Allerdings ist keine Beziehung perfekt, überall gibt es irgendwelche Probleme – und manchmal empfindet ein Partner diese Probleme als so störend, dass er nicht völlig glücklich in einer Beziehung ist. Dann kann es durchaus passieren, dass man in einem anderen möglichen Partner mehr erkennt, als es die aktuelle Beziehung hergibt. Bewusst steuern lässt sich dieses potenzielle Fremdgehen jedoch nicht.

Fremdgehen: Verzeihen oder Trennungsgrund?

Eine häufige Überlegung ist auch die, ob das Fremdgehen ein Trennungsgrund ist. Viele Menschen sehen schon den einmaligen Betrug als Anlass, die Beziehung zwangsläufig zu beenden. Andere wiederum können einen Seitensprung verzeihen, manche Menschen dulden sogar verschiedene Affären. Natürlich ist auch das wieder abhängig vom eigenen Standpunkt, welcher Partner das wie sieht. Insgesamt lassen sich jedoch zwei spannende Fragen zu diesem Sachverhalt stellen, von denen das abhängig gemacht werden sollte:

  1. Empfinde ich das Fremdgehen als so schlimm, dass ich dafür eine möglicherweise funktionierende Beziehung aufgeben würde?
  2. Funktioniert die Beziehung überhaupt noch oder ist das Fremdgehen nur Ausdruck dessen, dass die Beziehung sowieso bereits längst tot ist?

Auch das liefert natürlich keine endgültige Antwort, ob man es nun verzeihen oder sich trennen sollte. Als Orientierungspunkt ist das jedoch sehr wichtig, um herauszufinden, wo die Beziehung tatsächlich (noch) steht.

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